Schauspieler Tom Schilling spielt die Hauptrollein der Netflix-Serie „Achtsam Morden“ (ab dem 31. Oktober). „Als ich das Buch von Karsten Dusse gelesen habe, wusste ich sofort, dass das eine tolle Show sein kann, bei der ich sehr gerne mitspielen würde.“ Wie hat er die umfangreichen Texte für die achtteilige Serie gelernt? „In Baby-Steps. Erst die Szenen, die am meisten Zuwendung brauchen und dann Seite für Seite. Ich musste mir vor allem diese Sprache glauben. Jemand der soeloquent unddie ganze Zeit dominant und manipulierend in Gesprächen als Anwalt ist, das muss man sich erarbeiten.“ Den Text immer parat zu haben, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, sagt der 42-Jährige im Interview bei HIT RADIO FFH. „Das ist das Mindeste, was du als Schauspieler machen kannst, erst dann kannst du dich um anderes kümmern wie Timing.“ Im Gespräch mit FFH-Moderatorin Silvia Stenger spricht Tom Schilling außerdem darüber, warum Schauspielen manchmal wie Fliegen sein kann, Tennis ein faszinierender Sport und er eher schüchtern und introvertiert ist.
Zusammenarbeit und persönliche Ansichten
Schilling ist bekannt dafür, sich intensiv auf seine Rollen vorzubereiten. „Wenn ich einen Pianisten spiele, dann ist es mein Anspruch an mich für diesen kurzen Augenblick,dass ich wirklich spielen kann. Also die perfekte Illusionerzeugen zu können.“ Sehr geholfen in der Serie haben ihm seine Kollegen. „Die Serie ist auch in kleinen Rollen mit sehr guten Schauspielern besetzt und wenn du dann zusammenspielst, ist es wie tanzen oder fliegen. Wenn du jemand hast, der so in der Rolle ist, nicht aussteigt, der dich überrascht – dann vergisst man alles um einen rum, dann ist man wirklich im Moment.“
Tom Schilling wurde lange Zeit immer jünger geschätzt. Wie ist das heute? „Die einen sagen so, die anderen so. Aber da hatte ich ganz schön dran zu knabbern, das ist die ehrliche Antwort. Ich war immer einen Kopf kleiner und wenn man immer auf sein Äußeres reduziert wird und dadurch Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil man so zart und klein ist,das war mir unangenehm.“ Als Schauspieler hat ihm diese Erfahrung geholfen, weil sie ihn feinfühlig fürs ‚Anderssein‘ gemacht hat und das bei der Darstellung solcher Figuren in Filmen hilft.
„Ich bin eher introvertiert und schüchtern“
Tom Schilling, der eigentlich Malerei studieren wollte, ist sehr glücklich als Schauspieler arbeiten zu dürfen: „Es ist total toll zu spielen,weil ich dort mein besseres Ich sein kann. Dann bin ich eben nicht schüchtern, sondern selbstsicher, eloquent, schlagfertig oder ich bin radikal und gewalttätig. Ich kann meiner Wut freien Lauf lassen oder bin feinsinnig und friedlich.“ Privat ist er alles andere als dominant: „Ich bin als Mensch eher introvertiert und schüchtern.“ Er kann sich auch nicht gut verstellen. „Ich trage mein Herz auf der Zunge und wenn ich mich nicht wohlfühle, dann sieht manmir das sofort an. Es ist auch nicht so, dass man alsSchauspieler gut lügen kann, ich glaube, das Gegenteil ist der Fall.“
Freizeit und Tennisleidenschaft
Wenn er selbst mal ausspannen will, dann nicht unbedingt mit einer Serie oder einem Film. „Ich spiele lieber Klavier oder gehe auf den Tennisplatz. Tennis lernen, ist verlieren lernen. Eigentlich spielt man gegen sich selbst. Es geht nicht ums Gewinnen. Bei wirklich tollen Matches mit großartigen Ballwechseln ist man so mit dem Gegner verbunden. Es ist völlig egal, wer den Punkt macht. Ich glaube sogar, dass du eher gewinnst auf dem Tennisplatz, wenn Gewinnen nicht das Ziel ist.“ Bei so viel Tennisbegeisterung wäre es doch an der Zeit, endlich einmal einen Tennisspieler zu spielen. Tom Schilling: „Oh ja, das würde mir Spaß machen. Das wäre ein Knaller. Oder einen Tennistrainer, denn die meisten Spieler sind ja schon zu perfekt, das ist dann als Schauspieler wieder nicht so interessant.“
Zusammenarbeit mit Netflix
Wie war die Zusammenarbeit mit Netflix für ihn? „Ich habe die Zusammenarbeit sehr genossen. Wir waren immer sehr eng im Austausch. Wir waren alle Fans der Serie und am Gelingen interessiert. Es ging um die Show!“ Und auch wenn der mordende Anwalt, den er spielt, nicht unbedingt sympathisch ist, sagt Tom Schilling bei HIT RADIO FFH: „Man schaut ihm gerne zu, auch beim unsympathisch und arrogant sein, fragwürdig agieren. Und ja, ich würde gerne ein Bier mit ihm trinken“.
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Tom Schilling sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.